Opodo

"Opodo" werden wir Hellhäutigen hier in Salone immer wieder genannt - was so viel wie "der Weisse" bedeutet. Wenn ich ausserhalb vom Schiff auf Opodos treffe, sind sie meist entweder im staatlichen Auftrag unterwegs oder von irgendeiner anderen NGO. So traf ich beispielsweise bei der Überfahrt mit dem Wassertaxi auf eine junge Mutter, welche für «Apotheken ohne Grenzen» arbeitet und mithilft, dass im Land Medikamente lokal hergestellt werden können. Bei meinem letzten Ausflug traf ich auf einen Arzt aus New York und durfte mehr über die unzähligen Malariafälle in Sierra Leone erfahren. In der momentanen wirtschaftlichen Situation des Landes sei der Schutz der zivilen Bevölkerung eine echte Herausforderung, ausserdem würden die Fälle stetig ansteigen mit der immer länger andauernde Regenzeit aufgrund des Klimawandels. Ein ander Mal traf ich am Strand auf eine Masterstudentin, welche bei einer Organisation für Kriegsverletzte und Amputierte mitwirkt. Über 10 Jahre lang war Sierra Leone bis 2002 im Bürgerkrieg, was fast die ganze ältere Generation auslöschte, die Bevölkerung brutal ausbeutete und Kindersoldaten traumatisierte, welche unter Drogen sogar ihre Eltern ermorden mussten. Das lässt mich einfach fassungslos und wortlos werden und es überrascht mich nicht, dass hier so viele Hilfsorganisationen anzutreffen sind.

 

Letzten Sonntag durfte ich lokale Kirchen besuchen. Frühmorgens einen katholischen und kurz darauf einen evangelisch-reformierten Gottedienst. Es war laut, humorvoll, intensiv und gleichzeitig so herzlich und willkommenheissend. Was mir von der Predigt besonders geblieben ist: PUSH, was soviel bedeutet wie 'Pray Until Something Happend' - let’s do it! Ich durfte auf meinem Einsatz nicht nur historisch und kulturell viel dazulernen, sondern auch menschlich. Die dankbare, hoffnungsvolle und unkompliziert fröhliche Art der Patienten machte mich demütig und ich durfte so vielen wundervollen, aber auch berührenden Patientengeschichten begegnen. Ganz speziell schwer fällt es mir, mich von den Patienten zu verabschieden, welche ich die letzten sieben Wochen begleitet habe. In der heutigen letzten Schicht freute ich mich besonders auf die Veranda-Time - das Highlight des Frühdienstes. Eine Stunde am Nachmittag, nämlich während sich die Spätschicht einliest, gehen alle Patienten mit nach Draussen. Es wird getanzt, gelacht, gesungen, Karten oder Fussball gespielt, Dreirad gefahren und manchmal aber einfach auch nur die "frische" Luft genossen - so frisch wie die Luft an einem Hafen mit tropischen Temperaturen halt sein kann.

 

 

Es fällt mir echt schwer schon wieder zu gehen, ich habe die Menschen hier so sehr ins Herz geschlossen und das Schiffsleben echt genossen.

 

 

 

".. once you tasted life in Africa, you are in love with it forever."