patients' stories

Ja es fühlt sich manchmal so an, als wäre die Arbeit hier wie ein Tropfen auf einen heissen Stein. Ausserhalb der Sicherheitsabsperrung zum Schiff warten noch so viel mehr auf medizinische Hilfe und wenn ich draussen unterwegs bin, sind Verbrennungsnarben, Verstümmelungen, infektiöse offene Wunden oder mangelernährte Kinder nicht zu übersehen. Und doch lohnt sich die Arbeit schlussendlich für jede einzelne Patientengeschichte, die für sich selbst individuell und besonders ist. Beispielsweise für den 31-jährigen Abubakkar der als Bäcker einen Unfall mit einem Arbeitsgerät hatte, welches ihm nicht nur seine Hand verstümmelte, sondern er dabei auch ein Finger und gleichzeitig sein Einkommen für die Familie verlor. Die 26-jährige Josephine, welche als zweijähriges Mädchen eine Laugen-Verätzung im Gesicht erlitt und sich nun seit 24 Jahren flüssig ernähren muss, da sie ihr Mund nur noch 2 cm öffnen kann. Das 5-Monatige, welches mit 2.8 kg zuerst an Gewicht zulegen musste, bevor die Lippen-Kiefer-Spalte operiert werden konnte. Der 62-jährige Sorieba, welcher seit über 20 Jahren mit einer immer grösser werdende Geschwulst am Hals lebte und nach der OP eine wortwörtlich unglaubliche Erleichterung verspürte. Die 14-jährige Kadija, die mit Downsyndrom geboren wurde und sich als 5-Jährige beim Kochen am offenen Feuer verbrannte. Durch fehlende Erstversorgung ist die Haut am Bein zusammengeschmolzen und liess sie ihr Knie nicht mehr strecken. Die Familie glaubte, dass die Trisomie 21 von der Verbrennung kommt und die Beeinträchtigung deshalb auch nach der Operation des Beines geheilt sein würde. Ebenfalls eine Verbrennung mit Kontrakturen hatte sich Hamza zugezogen, welcher gerade dieses Jahr 18 Jahre alt geworden ist. Da sich die Rehabilitation in die Länge zieht, ist er nun bereits über einen Monat auf dem Schiff und müsste bereits schon lange zurück zur Familie, da er für die Hühner und seine kleinen Geschwister verantwortlich ist. Eigentlich wollte er Jurist studieren, dazu reichen aber seine unterbrochene Schulbildung und die wenigen finanziellen Mittel nicht aus.

 

Der Lebenswille meiner Patienten und das füreinander Sorgen beeindruckt mich. Es macht mich dankbar und lässt mich wieder einmal mein unverdientes Privileg bewusst werden. Die Einheimischen haben mich diese Woche umbenannt in Zainab Kamara, damit ich auch offiziell einen salonischen Namen habe. Herrlich die Gesichter, wenn ich mich mit diesem Namen neuen Patienten vorstelle.

 

Oh und ich solle noch etwas an alle Jungs da draussen ausrichten: den Frauen wird die Tür aufgehalten und die schweren Taschen getragen - und Mädels: lasst sie auch!