Sierra Leone

Vom Flugzeug in den Bus, weiter mit dem Wassertaxi und noch die letzten Kilometer mit dem Jeep - nach meiner 16 Stunden Reise endlich am Ziel angekommen!
Sierra Leone erinnert mich stark an das 1367 km entfernte Senegal und doch ist es ganz anders. Tropische Temperaturen, grüne Palmen und eine wilde Hügellandschaft empfängt mich als ich um 21:30 Uhr endlich vor dem riesigen Schiff stand. Das strahlend weisse Schiff mit dem blauen Logo und den hellen Lichtern war schon von Weitem zu sehen. Mit mir im Jeep angekommen: ein irischer Augenarzt, eine pensionierte Amerikanerin welche im Speisesaal arbeiten wird, eine holländische Anästhesiepflegefachfrau und ein kanadischer Kiefer- und Gesichtschirurg. Kaum hatte ich die steile Treppe nach oben ins Deck 5 geschafft traff ich auch schon auf die ersten bekannten Gesichter - die Wiedersehensfreude war riesig. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, nach 16 Monaten so viele wieder zu sehen und sofort fühlte es sich an, als würde ich die Zeit ab Juni 2022 einfach fortsetzen.
Am nächsten Morgen ging es nach einer routinemässigen Einführung in Sicherheit und Regeln auf dem Schiff direkt in den Spitalbereich. Nach einem Tag Einarbeitungszeit war ich auch schon wieder back on track - momentan im Fachgebiet plastischen Chirurgie. Mehrheitlich alte und nie behandelte Verbrennungen, wo verklebte Haut gelöst werden muss oder gutartige Geschwulste im Gesicht. Geändert hat sich auf dem neuen Schiff vor allem der nun fast doppelt so grosse Spitalbereich und das ausführliche Equipment, was wesentlich moderner und effizienter wurde. Schnell wieder erkannt vom letzten Einsatz habe ich die hangeschriebenen Charts, das reichhaltige peanutbutter Getränk 'Mana' für die Patienten und der super-fancy-fingerprint-and-touch Medikamentenschrank.
Da ich am Wochenende arbeite, habe ich jetzt zwei freieTage wo ich das Land etwas kennenlernen kann. Die Freiheiten sind eingeschränkt, da die Kriminalität und die Korruption in der Hafenumgebung besonders hoch sind. Deshalb die Regeln: mindestens zu Dritt unterwegs, kulturelle Kleiderregeln einhalten und bis 19:30 Uhr zurück auf dem Schiff. Wir befinden uns gerade am Ende der Regenzeit und das Wetter ist stickig-heiss, nicht mal nachts kühlt es ab. Während es für mich wie eine Sauna ohne Ausgang anfühlt, scheint es den Menschen hier aber nicht viel auszumachen.

Nun ist schon bald eine ganze Woche vergangen und ich habe mich bereits etwas eingelebt in diesem ultra grossen Schiff - wobei ich immer wieder verloren herumirre und einfach den Weg zurück nicht mehr finde, was wohl die einen Leser hier nicht erstaunen wird - und nein ich gendere hier jetzt nicht.