plastic surgeries

Die Stationen sind wieder gefüllt, es ist lärmig, bunt, chaotisch und einfach wundervoll. Letzte Woche startete das Fachgebiet der plastischen Chirurgie, geplant sind über 50 Operationen in den nächsten vier Wochen. Viele davon dauern mehrere Stunden oder gar in mehreren Etappen. Hauttransplantationen nach Verbrennungen, Entfernungen der Lipome und Rekonstruktionen von Fehlbildungen - in der Schweiz so selbstverständlich, für sehr viele Patienten hier in Westafrika kaum vorstellbar. Einerseits fehlt es an finanziellen Mitteln, da die wenigsten mit einer Krankenkasse oder Versicherung abgedeckt sind, andererseits aber auch am Zugang zur Gesundheitsversorgung in diesem spezifischen Fachbereich. Jede einzelne Patientengeschichte ist so bewegend und macht einem betroffen. Beispielsweise der 17-jährige Teenager, der als zweijähriger Junge nur knapp einem Hausbrand entkam und seither an verstümmelten Füssen litt. Seine Familie konnten sich keine medizinische Versorgung für ihn leisten. Der 44-jähriger mit Neurofibrome über den ganzen Körper verstreut. Das Gesicht ist kaum mehr erkennbar und nun beginnt es seine Atemwege einzuschränken. Seine Sorgenfalten sind aber nicht seinetwegen, sondern er bittet darum, seinem kleinen Neffen mit der gleichen Diagnose zu helfen. Oder die 24-jährige junge Frau, welche seit Geburt einen sogenannten Elefantenfuss neben sich her schleift und sich wünscht endlich Schuhe tragen zu können.


Ich durfte in den letzten Wochen nicht nur viel Medizinisches und Pflegerisches dazulernen, sondern auch Neues berufsübergreifend. Beispielsweise das Durchführen von kreativen Logopädie- und Physiotherapieübungen oder auch das Zubereiten von wichtigen proteinreichen Nahrungsergänzungsmittel wie Mana – ein Milchgetränk angereichert mit Erdnussbutter und Vitaminzusätzen. Das muss ich echt auch mal ausprobieren. Die Patienten scheinen es aber nicht so gerne zu haben, das erzählen zumindest ihre zusammengekniffenen Gesichter. Was bei vier Portionen jeden Tag auch irgendwie verständlich ist. Für etwas Leichtigkeit sorgt der sogenannte Mana-Dance - damit wird der Energydrink schon fast zu einem Highlight. Einige Patienten amüsieren sich köstlich an den teils kläglichen Tanzkünsten von uns Pflegenden und können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Stimmung auf den Stationen ist echt kaum zu beschreiben, es fühlt sich an als wäre es eine grosse Familie – kein Machtgefälle zwischen Patienten oder Fachpersonen und man scheint sich durch Blicken und Gesten zu verstehen ohne die Sprache des Anderen sprechen zu können… und wie schön braucht Lachen kein Übersetzer!


Funfact I: In Senegal ist es üblich bei älteren Menschen zuerst zu fragen, wie es ihrer Familie geht, anstatt direkt zu fragen, wie es ihnen selbst geht.


Funfact II: Die Daycrew hat mir einen neuen senegalesischen Namen gegeben: Rafetna. Was übersetzt etwa lovely oder pretty bedeutet.