working system

Die Freude war bei allen unglaublich riesig, als diese Woche die Operationen – noch etwas zögerlich und reduziert, aber immerhin – wieder gestartet werden konnten. Die Motivation der ganzen Crew war förmlich zu spüren, alle schienen das Arbeiten noch mehr zu schätzen als zuvor und auch in den strahlenden Gesichtern der Patienten zeichnete sich grosse Dankbarkeit ab.


Auf den Stationen arbeiten wir mit klaren Strukturen und super praktischen Pathways für jeden einzelnen Patienten. Eigentlich vergleichbar mit einer To-Do-Liste – notwendige Kreislaufüberwachungen, anstehende Verbandswechsel, umfängliche Flüssigkeitsbilanzierung, wichtige Informationen über die zu erwartende OP und aufklärende Patientenschulungen sind darauf übersichtlich dargestellt und können nach der erfolgten Durchführung abgehakt werden. Neben den für mich ungewohnten handschriftlichen Verordnungen und Dokumentationen – ich sage jetzt nichts genaueres zu den Handschriften von Ärzten – gibt es immer wieder auch hochmoderne Ausstattungen wie beispielsweise der Medikamentenschrank, welcher mit Fingerabdruck zu öffnen ist und über eine automatische Bestandsaufzeichnung verfügt.

Da viele medizinische Fachpersonen meist nur für wenige Wochen auf’s Schiff kommen, wechselt die Teamzusammensetzung ständig und es bleibt somit auch nur wenig Zeit für eine Einführung. Deshalb hat Mercy Ships für jede Fachrichtung übersichtliche Merkblätter erarbeitet, alles genau beschrieben und auf die Wünsche der jeweiligen Chirurgen abgestimmt. Dies ermöglicht eine tolle interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit, welche ich sehr schätze und äusserst bereichernd finde. Durch verschiedenste fachliche Hintergründe und unterschiedlich ausgebildete Fachpersonen, kann Fachwissen geteilt, gegenseitige Unterstützung angeboten und voneinander gelernt werden. Wenn wir nicht gerade im Lockdown sind, gibt es wöchentliche Weiterbildungen, vertiefende Schulungen oder spannende Kurzinputs von Chirurgen oder Fachexperten.

Aufgrund der Freiwilligenarbeit erübrigt sich natürlich das Eintragen der Überzeit – es gibt aber auch immer wieder spontan freie Tage, wenn es ruhig auf der Station ist. Meine grösste Erkenntnis der hier deutlich entspannteren Arbeitsatmosphäre ist, dass dieses Spital nicht rentieren muss. Alle Pflegende arbeiten ohne Gehalt, weshalb mehr als genug Pflegende auf der Schicht eingeteilt werden können, was zu einer erhöhten Patientensicherheit führt, dies wiederum bewirkt ganz offensichtlich eine stärkere Arbeitszufriedenheit. Hier kann eine Pflegefachperson etwas seltenes ausleben: Zeit haben für den Patienten und deren Angehörigen, Zeit haben für ausführliche Patientenedukation und Zeit haben für spontane Tanzsessions im Spitalkorridor oder Polonaise mit den Ärzten.


Funfact I: Für Pflegefachpersonen, welche auf dem Schiff arbeiten möchten, gibt es sogar Wartelisten – im Gegensatz zu den meisten Ländern, welche zu kämpfen haben überhaupt Pflegepersonal zu finden.


Funfact II: die Wände sind im Schiff magnetisch, was ungewohnt praktisch ist. Zum Beispiel braucht es keine Infusionsständer, sondern magnetischen Hacken für die Infusionsbeutel können einfach ganz flexibel an der tiefen Decke platziert werden.