Ramadan Mubarak

Senegal ist mit über 95% muslimisch geprägt, so ist auch der Ramadan auf dem Schiff spürbar. Die Mehrheit unserer Daycrew, also die einheimischen Übersetzer, befinden sich jetzt gerade mitten im Fastenmonat. Sie arbeiten 12h-Schichten und meist ist das Mercy Ship nur einer ihrer Nebenjobs. Ich bin beeindruckt, wie offen und unkompliziert mit ihnen über Religion, Glaube und Tradition gesprochen werden kann und wie sie mich neugierig über die Schweiz ausfragen. Viele sind sehr gebildet, haben einen Hochschulabschluss und setzen ihre Englischkenntnisse für einen guten Zweck ein. Sie erhalten eine kleine Entschädigung für ihre unverzichtbare Übersetzung – nicht nur der Sprache, sondern auch der Kultur – für beide Seiten eine win-win Situation. Die Zusammenarbeit ist trotz unterschiedlichen Glaubensrichtungen stark geprägt von Respekt, vor allem aber auch liebevoll humorvoll. Ich durfte so viel über den islamischen Glauben lernen. Letzte Woche war «Community-Ramadan», dabei haben nicht nur die Muslime tagsüber gefastet, sondern auch viele von uns Freiwilligen haben einen Tag lang mitgefastet. Dies verstärkte das gegenseitige Verständnis und liess einem bewusst werden, welchen Wert das Fasten hat. Da die meisten unserer Patienten unter- oder mangelernährt sind und es für eine Operation oder auch die Wundheilung von gefährlichem Nachteil wäre, verzichten sie auf’s Fasten - was für sie nicht immer ganz einfach ist.


Diese Woche feiern wir gleichzeitig Holy Week im Hinblick auf Ostern, welche für mich persönlich meine Lieblings-Feiertage sind. Es erinnert mich daran, wofür mein Glaube wirklich steht: unvorstellbare Gnade und bedingungslose Liebe. Das Schiff ist ebenfalls geprägt von christlichen Werten und folgt dem Beispiel von Jesus, welcher sich ganz besonders für die Schwachen, Kranken und Ausgestossenen eingesetzt hat – sich natürlich aber auch über die Reichen erbarmt. Momentan kämpfen wir gegen die Corona-Pandemie auf dem Schiff an, was aber an der Erlösung und Auferstehung von Jesus nichts ändern wird - geschweige denn vom Osterhasenverstecken mit den Kindern auf dem Schiff.


Funfact I: in meiner letzten Nachtschicht habe ich der Daycrew die Ovi-Schoggi vorgestellt und sie ist nun hoch im Kurs: «ooh - your chocolate is magic!»


Funfact II: nach meiner dreiwöchigen Studie kann mit Sicherheit sagen: die rhythmischen Dancemoves haben definitiv alle Afrikaner einfach in ihrer DNA – auch wenn das Einzelne vehement verneinen.